„Die Freude am Lesen wiederentdeckt“

Erster Weiterstädter Bücherturm kommt bei Bevölkerung sehr gut an – Gestecktes Ziel frühzeitig erreicht – Zusätzliche Anreize für künftige Aktionen angedacht

Das gesteckte Ziel übertroffen – und reichlich positive Resonanz erfahren: Der erste Weiterstädter Bücherturm war ein voller Erfolg. Am vergangenen Freitag (23. April) endete das Projekt, das rund zwei Monate zuvor gestartet war. Das Ziel: Gemeinschaftlich einen imaginären Bücherstapel bis zum Dach des Rathauses in der Riedbahnstraße (24,85 Meter) erlesen. Das Ergebnis: 49,39 Meter oder 1750 Bücher – gelesen von mehreren Hundert Weiterstädterinnen und Weiterstädtern. Bereits zwei Wochen vor Projektende hatten die Teilnehmenden die angepeilte Marke erreicht, weswegen die doppelte Höhe des Rathauses als neues Ziel ausgegeben wurde. Dass diese knapp verfehlt wurde, sei aber nur ein „sehr, sehr kleiner Wermutstropfen", wie Bürgermeister Ralf Möller bilanziert. Er freue sich vielmehr außerordentlich, dass das Projekt so gut angenommen wurde. „Das ist eine tolle Sache gewesen, weswegen weitere Büchertürme folgen sollen", sagt Möller, der in den vergangenen Wochen selbst verstärkt zum Buch griff – und zu Beginn nicht so recht wusste, ob die Aktion auf breiten Zuspruch der Bevölkerung stoßen würde.

„Im digitalen Zeitalter hat sich das Leseverhalten stark verändert. Die Aufmerksamkeitsspannen sind heute kürzer als vor 20 Jahren, weswegen weniger Bücher gelesen werden", weiß der Rathaus-Chef und schiebt nach: „Es ist wichtig, den Stellenwert des Buches zu stärken und besonders Kinder an das Lesen heranzuführen. Das können wir mit solchen Aktionen bewirken." Anfang des Jahres war die ausgebildete Lese- und Literaturpädagogin Andrea Dippel auf die Stadt zugekommen. Die deutschlandweite Initiative „Bücherturm" kannte sie schon länger – nun wollte sie auch in ihrer Heimatstadt ein solches Projekt starten und damit das gemeinschaftliche Lesen stärken. Dippel übernahm die Projektleitung, während Möller als Schirmherr fungierte. Angesprochen werden sollten besonders Schulklassen, Kindertagesstätten und Familien, doch teilnehmen konnten alle Weiterstädterinnen und Weiterstädter, die Freude am Lesen haben. „Besonders bei Familien mit kleinen Kindern ist das Projekt sehr gut angenommen worden", berichtet Dippel. Besonders freut sie sich, dass viele Menschen die Aktion als guten Ausgleich zum belastenden Corona-Alltag erlebten. „Ich habe von einigen gehört, dass sie durch diese Aktion die Freude am Lesen wiederentdeckt, alte Lieblingsbücher ausgegraben und damit schöne Stunden mit anderen Menschen erlebt haben", sagt Dippel.

Bereits jetzt beschäftigt sich die Lese- und Literaturpädagogin damit, welche zusätzlichen Anreize für künftige Aktionen dieser Art geboten werden könnten. „Ich habe viele Ideen. Sehr gut vorstellen kann ich mir Leseabende auf der Dachterrasse der Stadtbücherei oder an eher ungewöhnlichen Orten", blickt Dippel voraus. Ihre erneute Unterstützung hat nicht nur die Stadt, sondern auch die Buchhandlung Thalia im LOOP5 zugesichert. Unter den teilnehmenden Grundschulklassen hatte der Kooperationspartner Büchergutscheine und unter den teilnehmenden Kindertagesstätten zentimeterweise Bilderbuchpakete verlost. Für die Verlosung unter allen anderen Teilnehmenden stellte Thalia einen Tolino-eReader und zwei Gutscheine bereit. Die Preise wurden unabhängig von der Leseleistung vergeben. Es ging schließlich nicht um den Erfolg Einzelner, sondern um das gemeinschaftliche Lesen. Und um ein gemeinsames Ziel, das im nächsten Jahr angepasst werden muss. Denn das Rathaus ist zu klein für die große Lesebegeisterung der Weiterstädter Bevölkerung.

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