Bürgermeister sieht Verlängerung des strikten Lockdowns kritisch

Positiver Entwicklung bei Corona-Fallzahlen werde kaum Rechnung getragen – Lockerungen bei Kontaktbeschränkungen seien angebracht und wichtig gewesen – Aufnahme eines eingeschränkten Regelbetriebs in Kindertagesstätten sei der richtige Schritt

Der Corona-Lockdown geht wie erwartet weiter. Am vergangenen Mittwoch verständigten sich Bund und Länder darauf, die strengen Kontaktbeschränkungen und die Schließungen von Geschäften, Kultureinrichtungen etc. bis zum 7. März 2021 fortzuführen. Bürgermeister Ralf Möller sieht es kritisch, dass das öffentliche Leben noch für einige Wochen weitgehend heruntergefahren bleibt. „In den vergangenen Tagen und Wochen sind die Fallzahlen deutlich zurückgegangen. Es ist daher ein falsches Signal, dass dem kaum Rechnung getragen wird. Das schadet nicht nur der Wirtschaft, sondern auch dem sozialen Miteinander", betont der Rathaus-Chef. Im Landkreis Darmstadt-Dieburg beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit 45 (Stand: 14. Februar 2021). Auch in Weiterstadt hat sich eine positive Entwicklung vollzogen, denn die Corona-Fallzahlen sind rückläufig.

„Ich bedanke mich bei allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich an die Beschränkungen und Hygieneregeln konsequent gehalten haben", sagt Möller. Aus seiner Sicht seien Lockerungen angebracht und wichtig gewesen, damit Menschen Familienangehörige und Freunde wieder – mit Einschränkungen – treffen können. „Die sozialen Kontakte sind das, was unser Leben lebenswert macht. Hinzu kommt, dass viele Menschen mit der Isolation auf Dauer nicht umgehen können. Das bereitet mir große Sorge." In den nächsten Wochen sind Zusammenkünfte im öffentlichen Raum weiterhin nur im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstandes und mit maximal einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person gestattet. Auch der Sportbetrieb muss weiterhin flächendeckend aussetzen, nur Individualsportarten und Tennis sind erlaubt.

Gleichwohl ist sich der Rathaus-Chef bewusst, dass es einer weiteren kollektiven Kraftanstrengung bedarf, um die Ausbreitung des Corona-Virus und insbesondere der sehr ansteckenden Virusmutationen einzudämmen. „Die nächsten Wochen werden nicht einfach. Durch die Entwicklung mehrerer Impfstoffe haben wir aber die Chance, im Laufe dieses Jahres wieder ein normales Leben führen zu können", meint Möller. Angesichts der derzeitigen Inzidenz im Landkreis Darmstadt-Dieburg könne die Bevölkerung hoffnungsvoll den kommenden Wochen entgegenblicken, betont der Rathaus-Chef. Bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von maximal 35 ist eine schrittweise Rückkehr in die Normalität möglich. Bund und Länder hatten beschlossen, dass dann beispielsweise Kultureinrichtungen und der Einzelhandel unter Auflagen wieder öffnen dürfen. „Ich hätte mir gewünscht, dass unsere Geschäfte schon früher wieder den Betrieb aufnehmen können", sagt Möller und erläutert: „Es wäre doch denkbar gewesen, den Einzelhandel unter sehr strengen Auflagen zu öffnen. Bei einem Kunden pro 30 Quadratmeter wäre das Infektionsrisiko nicht sonderlich hoch."

Bei der Kinderbetreuung hat die Landesregierung beschlossen, dass die Einrichtungen ab dem 22. Februar 2021 in den eingeschränkten Regelbetrieb übergehen sollen. Derzeit werden Eltern eindringlich gebeten, ihre Kinder zu Hause zu betreuen. Bei Problemen können sie aber in die Einrichtungen gebracht werden. Mit dieser Lösung ging das Land Hessen weiter als andere Bundesländer, in denen Kindertagesstätten geschlossen sind. „In Weiterstadt haben wir in den letzten Wochen die Erfahrung gemacht, dass die meisten Eltern ihre Kinder nicht in die Einrichtungen bringen, sofern eine Betreuung nicht unbedingt erforderlich ist. Das habe ich auch aus anderen Kommunen gehört", berichtet Möller. In Anbetracht dessen sei es möglich gewesen, in den Einrichtungen Hygiene- und Abstandsregeln konsequent einzuhalten und somit das Infektionsrisiko zu reduzieren. „Daher befürworte ich, jetzt einen Schritt weiterzugehen", sagt Möller. Um Infektionen in Kindertagesstätten zu vermeiden, hat das Land beschlossen, kostenlose Tests auszuweiten. Einmal wöchentlich sollen sich pädagogische Fachkräfte künftig testen lassen können. Bislang war dies alle zwei Wochen möglich gewesen.

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