Bürgermeister Möller kritisiert Pläne der Deutschen Bahn

ICE-Neubaustrecke: Ausgewählte Variante benachteiligt Stadt Weiterstadt erheblich – Rathaus-Chef will rechtliche Schritte prüfen und sich für optimalen Lärmschutz einsetzen

Die Entscheidung zur ICE-Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim ist gefallen. Nach vier Jahre andauernden Beratungen verkündete die Deutsche Bahn am vergangenen Freitag (13.) im Rahmen der 11. Sitzung des Beteiligungsforums Rhein/Main-Rhein/Neckar, dass man sich für die Variante II b entschieden habe. Es handelt sich dabei um eine Direttissima mit zweigleisiger „kleiner" Weiterstädter Kurve zwischen dem Weiterstädter Bahnhof und der Autobahn (A5). Diese sollen die aus Richtung Mainz kommenden Güterzüge nutzen, ehe sie südlich abdrehen und auf die Neubaustrecke geleitet werden, für die eine Strecke von knapp 58 Kilometern entlang der A5 und A67 vorgesehen ist. Bürgermeister Ralf Möller kritisiert die Pläne – vor allem deshalb, weil die Vorbelastung von Weiterstadt durch Lärmquellen (zum Beispiel Autobahn und Flugverkehr) nicht berücksichtigt worden sei. „Deswegen werden wir uns wehren und rechtliche Schritte prüfen", betont Möller und unterstreicht: „Diese Variante ist weder für unsere Bevölkerung noch für die Umwelt eine verträgliche Lösung." So sei beispielsweise davon auszugehen, dass die Verkehrsbelastung im Zuge der geplanten Bauarbeiten massiv zunehmen werde.

Die neuen Gleise entlang von Weiterstadt würden größtenteils in Troglage, aber teilweise auch in einem Tunnel verlaufen. Die A5 wäre jahrelang nur eingeschränkt nutzbar, weil Fahrbahnen abgebrochen werden müssten. „Wir hätten hier zwei Großbaustellen, weswegen der Verkehr umgeleitet werden müsste – zulasten von Weiterstadt", ist sich Möller sicher. Der Rathaus-Chef sei zwar bereit, größere Baustellen und damit verbundene Einschränkungen mitzutragen. „Aber nur dann, wenn dies dazu beiträgt, dass die Situation hinterher erträglich ist", sagt Möller und schiebt nach: „Dies wäre bei dieser Variante aber nicht der Fall, denn wir hätten auch nach Abschluss der Bauarbeiten wesentlich mehr Lärm als jetzt." Der Rathaus-Chef werde nun zweigleisig verfahren – einerseits rechtliche Schritte in die Wege leiten, andererseits sich für einen optimalen Lärmschutz einsetzen. „Konkret geht es mir darum, dass der Lärmschutz vom Bahnhof bis westlich von Braunshardt verlängert wird. Außerdem werde ich mich für eine frühere Troglage der neuen ICE-Strecke bei Gräfenhausen stark machen."

Bereits am kommenden Donnerstag wird das Thema auch in der Stadtverordnetenversammlung thematisiert. Das Parlament hatte sich einstimmig dafür ausgesprochen, dass der Güterverkehr entlang der A67 verlaufen sollte. Bei dieser Variante wären weniger Menschen von Lärm betroffen, weil die Autobahn teils durch relativ dünn besiedelte Gebiete verlaufe. „Entscheidend ist aber vor allem, dass nicht Menschen betroffen wären, die ohnehin sehr stark belastet sind", meint Möller. Weiterstadt hätte mit dem Frankfurter Flughafen, dem Flugplatz Egelsbach, der A5 sowie dem hohen Lärmaufkommen durch die Bahn bereits jetzt eine sehr hohe Gesamtlärmbelastung. „Ich halte es für einen Abwägungsfehler, dass dies bei der Entscheidungsfindung offensichtlich keine Rolle gespielt hat", sagt Möller und fügt hinzu: „In Anbetracht dessen ist es unsere Pflicht, alle möglichen Schritte in die Wege zu leiten, um für Weiterstadt das Bestmögliche herauszuholen." (Grafik: Deutsche Bahn)

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